Was hat uns geprägt? Unter welchen Bedingungen leben wir als Gemeinde? Was ist uns besonders wichtig? Was nehmen wir uns für die Zukunft vor? Das sind einige der Fragen, die wir uns seit dem Jahr 2004 stellen. Jede Konzeption ist nur eine Momentaufnahme, die in gewissen Abständen der Prüfung und Weiterentwicklung bedarf. In jedem Fall gibt sie erste Einblicke in die Gemeinde und hilft, eine Vorstellung von ihren Menschen, Aufgaben und Anliegen zu gewinnen.
1. Unsere Gemeinde ist einladend und offen in einem umfassenden Sinn
Einladend und offen – das sind zwei Qualitätsmerkmale für unsere Kirchengemeinde.
Qualitätsmerkmale, die zum Teil schon erfüllt sind, aber auch als Zielbeschreibungen dienen sollen: So sind wir und so möchten wir sein! Einladend und offen, das soll uns Orientierung und Maßstab sein.
Einladende Gemeinde möchten wir sein für alle Menschengruppen und für alle Altersgruppen. Keiner, keine soll sich ausgeschlossen fühlen aus einer geschlossenen Gesellschaft, sondern einladende Offenheit soll unsere Gemeinde prägen: Offenheit den verschiedensten Menschen gegenüber, Offenheit aber auch für neue Entwicklungen, Situationen und Aufgaben.
Offenheit bedeutet auch Durchlässigkeit: Durchlässig zu sein für Neues, das wünschen wir uns in unserer Gemeinde. Offenheit und Durchlässigkeit bedeuten auch, innerlich und äußerlich in Entwicklung zu sein. Das heißt, aufmerksam zu schauen, was an guten, traditionellen Elementen da ist, was davon wichtig ist beibehalten zu werden, aber auch zu schauen, was neu werden kann und muss, damit produktive Entwicklung möglich ist.
Einladend und offen …
… sollen unsere Gottesdienste sein: von der Gestaltung her, von den Menschen her, von den Inhalten ansprechend und theologisch fundiert.
… sollen unsere Angebote sein, damit sich verschiedenste Menschen und Altersgruppen angesprochen und eingeladen fühlen. Wichtig sind dabei auch niederschwellige Angebote.
… sollen unsere ökumenischen Angebote, Veranstaltungen und Kontakte sein.
… sollen wir als Menschen dieser Kirchengemeinde sein, ob haupt-, ob ehrenamtlich, ob Teilnehmende an Gottesdiensten und Veranstaltungen.
… wollen wir im Verhältnis zu Menschen anderer Kulturen, Religionen und Lebensformen sein
… sollen wir für die Menschen sein, die sich am Rand der Gesellschaft befinden.
… wollen wir für Menschen mit anderen Lebensentwürfen sein, was sich zum Beispiel in Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare ausdrückt.
… sollen unsere Gebäude für alle sein, insbesondere auch barrierefrei für Ältere und Menschen mit Behinderung.
… sollen wir über unsere Bezirksgrenzen hinweg sein, was für regelmäßige zentrale Veranstaltungen über das Jahr hinweg und gegenseitige Einladungen spricht.
… sollen wir auch über unsere Gemeindegrenzen hinweg sein, was für eine moderne und zeitgemäße Öffentlichkeitsarbeit spricht und für bestimmte zentrale Angebote für die evangelischen Gemeinden der Stadt Koblenz.
„Wir knüpfen ein Netz von Mensch zu Mensch“ …
… ist dazu ein zusammenfassendes Motto. Dazu gehören vielfältige Kontakte und Besuche bei den Menschen unserer Gemeinde. Das geschieht zum Beispiel bei Hausbesuchen durch Haupt- und Ehrenamtliche.
Die Neugewinnung und Qualifikation von Ehrenamtlichen gerade in diesem Bereich wird ist Zukunft noch wichtiger.
Die bisher in Papierform vorliegende Broschüre „Ehrenamtliche Mitarbeit in unserer Gemeinde – Das ist uns etwas wert. Ein Leitfaden“ wird zukünftig durch eine stets aktualisierte Infoseite auf der Gemeindehomepage ersetzt.
2. Unser Glaube ist ein Schatz zum Weitergeben
Im biblischen Zeugnis des Alten und Neuen Testaments begegnet uns Glaube als etwas, das weitergesagt und weitergetragen werden soll (z.B. 5. Mose 6, 4ff: „…Diese Worte sollst du dir zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden…“ / Matthäus 28,18ff „…geht und macht zu Jüngern alle Völker … lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe…“).
Glaube verlangt nach „Mission“: Es gilt, Worte und Wege zu finden, die anderen unseren Glaubensschatz erschließen und es ihnen ermöglichen, ihn für sich selbst als etwas Kostbares und Wichtiges zu entdecken. Dies kann und soll in unserer Gemeinde auch in Zukunft in erster Linie in den Gottesdiensten für alle Generationen geschehen, in unseren drei Kindertagesstätten, im Konfirmandenunterricht, in Kontakt mit den Schulen und durch gezielte Gesprächsangebote für Erwachsene.
Der Glaube jeder Generation beruht darauf, dass Menschen, die vor ihr gelebt und geglaubt haben, nicht zurückgehalten und verschwiegen haben, was ihnen wichtig war. Zeiten und Traditionen haben dabei ihre Spuren hinterlassen.
Mag der Schatz als solcher gleich bleiben, so ist er doch auch durch viele Hände gelaufen. Er ist gezeichnet vom Leben auf dieser Erde, von Fragen, Zweifeln und Auseinandersetzungen. Das bleibt auch weiter so. Glaube will bearbeitet, durchdacht, von allen Seiten gefühlt und geschmeckt werden. Das ermutigt uns, auch unseren Glaubensschatz weiterzugeben: in unserer Zeit, unter unseren Bedingungen.
Die Aufgabe einer Gemeinde könnte heute mehr denn je darin bestehen, Menschen aller Altersstufen zu helfen, sich ihres Glaubensschatzes bewusst zu werden, und sie zu befähigen, in Wort und Tat weiterzugeben, was ihnen wichtig ist.
Schätze sind für uns auch eine verbindende christliche Ethik, die gemeinsamen Werte. Schätze wie Hoffnung, Freiheit und Zuversicht zu bewahren und als Lebenshilfe für alle Generationen weiterzugeben, scheint uns in unserer Zeit immer wichtiger zu werden.
Auch die Ökumene bietet einen weiten Raum für Menschen, die einen großen Schatz miteinander teilen. Familien, in denen beide Konfessionen vertreten sind, haben in unserer Gemeinde einen hohen Anteil. Ökumenische Gottesdienste und Gespräche dienen der gegenseitigen Bestärkung. Sie helfen, die Beschäftigung mit dem gemeinsamen und je eigenen Glaubensschatz lebendig zu halten.
Wir sind offen für den interreligiösen Dialog. In den Kindertagesstätten zum Beispiel wird er alltäglich gelebt.
Schließlich sind auch alle, die Gottesdienste vorbereiten und gestalten, angefragt, ob sie darin das rechte Maß vertrauter und überraschend neuer Worte und Klänge finden. Es ist grundsätzlich unser Bemühen, eine verständliche, gerechte Sprache zu finden, traditionelle Inhalte zugänglich zu machen und für Menschen unserer Zeit zu erschließen.
Die Beteiligung von Gemeindegliedern an der Gestaltung von Gottesdiensten hat sich bewährt und soll weiter gepflegt werden.
Wir geben der aktiven Mitverantwortung Raum durch die Beteiligung von Lektorinnen und Lektoren. Einige von ihnen halten sporadisch Lesegottesdienste. Ein Prädikant und ein Pfarrer im Ehrenamt übernehmen regelmäßig Gottesdienste. Aus der Jugendarbeit heraus werden Jugendgottesdienste erarbeitet und – offen für alle – gefeiert.
Weitere Erwachsene, aber auch Kinder, Konfirmandinnen, Konfirmanden und andere Jugendliche werden z.B. bei Familiengottesdiensten oder Weihnachtsgottesdiensten in die Gottesdienstgestaltung einbezogen.
Diese Vielfalt wird in den kommenden Jahren eine noch größere Rolle spielen, um ein regelmäßiges gottesdienstliches Angebot aufrechterhalten zu können.
Eine Begleitung erfolgt u.a. durch regelmäßige thematische Treffen der Lektoren und Lektorinnen.
Mit der Weitergabe des Glaubensschatzes sind grundsätzlich alle zur Gemeinde Gehörenden betraut (2. Kor 4,6 „Durch uns sollen alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus sichtbar wird.“).
Dies nicht als lästige und überfordernde Last, sondern als zugetraute und anvertraute Gabe und Möglichkeit aller bewusst zu machen, ist ein wichtiges Ziel, um Gemeinde und ihren Glaubensschatz auf viele Schultern zu verteilen.
Alles in allem geht es nicht darum, eine unangefochtene Hochglanzgemeinde zu sein, sondern in aller Anfechtung Gott Raum zu geben und gerade darin etwas von Gottvertrauen zu leben und zu zeigen. Eine Gemeinde darf ihre Schwächen und Unsicherheiten haben (2. Kor 4,7: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen“).
Unsere Zukunft als Kirchengemeinde hängt nicht von unserem Vermögen oder Unvermögen ab. Wir sollen unsere Möglichkeiten ausschöpfen, müssen aber nicht der Erschöpfung anheimfallen. (2. Kor 4,7: „So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.“)
3. Unsere Gemeinde hat protestantisches Profil, sie ist ökumenisch und weltoffen
Wir sind bewusst evangelisch und sind stolz darauf. Und gleichzeitig sind wir ökumenisch offen und engagiert. Eins ohne das andere gibt es nicht.
Evangelisch ohne ökumenisch ist vor allem in unserer Gemeinde nicht denkbar, weil es viele konfessionsverbindende Partnerschaften, Ehen und Familien gibt.
Wir pflegen Kontakt zu und Austausch mit den ACK-Kirchen in Koblenz, insbesondere denen auf unserem Gemeindegebiet – der Altkatholischen Gemeinde St. Jakobus, der Freien Evangelischen Gemeinde Arenberg und der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Koblenz Rechte Rheinseite.
Ökumene lebt und entwickelt sich bei uns an der Basis. Wir warten nicht auf Erlaubnisse „von oben“. Wir tun etwas, anstatt darüber zu reden. Wir begegnen einander in ökumenischen Gesprächen, in ökumenischen Gottesdiensten zu den verschiedensten Anlässen, wir sind gemeinsam aktiv. Unsere Angebote stehen allen, die sie annehmen möchten, offen. Einheit in der Verschiedenheit ist ein gutes ökumenisches Motto. Die Gemeinsamkeiten sind das tragende Fundament, entfalten können wir uns in je verschiedene Richtungen.
Wir als evangelische Gemeinde verstehen uns als Teil einer multikulturellen Gesellschaft und Lebenswirklichkeit mit vielen unterschiedlichen Facetten. Deshalb wollen wir auch unsere Sensibilität in interreligiösen Begegnungen und den Begegnungen mit Konfessionslosen stärken. Wo unmittelbares Zusammenleben stattfindet, wie zum Beispiel in unseren Kindertagesstätten, wollen wir die jeweiligen Anliegen und Bedürfnisse wahrnehmen und im Rahmen unserer Möglichkeiten aufgreifen. Ziele sind Kennenlernen und Verstehen des jeweils anderen, wechselseitiger Respekt und gegenseitige Wertschätzung.
Ungeachtet dessen soll unser protestantisch-ökumenisches Profil soll in Zukunft noch stärker hervortreten und in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen werden, sei es in Veröffentlichungen, in unserem Gemeindebrief „Kontakte“, als Themen in unseren Gesprächskreisen. Unsere ökumenischen Kontakte und Aktivitäten sollen weiter gut gepflegt und ausgebaut werden.
4. Um die Mitte versammelt
Im Gottesdienst versammelt sich die Gemeinde um ihre Mitte. Das gottesdienstliche Leben ist vielfältig.
Die Gemeinde versammelt sich im Gottesdienst um ihre Mitte – um Gott selbst. Er ist die Mitte von allem, was wir tun. Von ihm kommt alles her und zu ihm läuft alles hin.
Unser Gottesdienstleben ist vielfältig und soll so auch bleiben. Wir bieten Gottesdienste an für alle Altersstufen, in den verschiedensten Formen (traditionelle Gottesdienste, Kleinkinder-, Kindergarten- und Familiengottesdienste, Jugend-, Schulgottesdienste, Gottesdienste mit Konfirmandinnen und Konfirmanden, ökumenische Gottesdienste, Gottesdienste zum Weltgebetstag, Gottesdienste in den Seniorenheimen) und auch nicht nur am Sonntagmorgen. Bei einzelnen Gottesdiensten ist eine Online-Teilnahme möglich.
Der monatliche Kindergottesdienst in der Hoffnungskirche und der Versöhnungskirche ist seit 1994 etabliert und wird bestens angenommen.
Wir wünschen uns, dass das weiterhin so bleibt. Da der organisatorische und kreative Aufwand für diese Form ungleich höher ist als in der bisherigen Form, muss dieser Arbeitsbereich finanziell entsprechend ausgestattet sein. Kinder-, Krabbel- und Jugendgottesdienste stehen gleichwertig neben den anderen, auch traditionellen Gottesdienstformen.
Das Abendmahl wird in allen Gottesdienststätten einmal im Monat und zu den Festzeiten im Kirchenjahr gefeiert. Alternativ zum Wein wird immer auch Traubensaft gereicht.
Zudem gibt es besondere Gottesdienstformen mit besonderer Abendmahlsfeier (Osternacht, Tischabendmahl an Gründonnerstag). Das soll auch weiterhin so gehandhabt werden. Alle sind bei jeder Abendmahlsfeier willkommen, insbesondere die Kinder.
Aus der Corona-Zeit behalten wir die Feier in Form der Intinctio als mögliche Variante bei. Sie ist vor allem bei größeren Gottesdiensten sinnvoll, wenn die vorhandenen Einzelkelche, die es in unserer Gemeinde seit 1907 gibt, nicht für alle ausreichen.
Taufen werden auch weiterhin schwerpunktmäßig in den Gemeindegottesdiensten stattfinden. Aber auch eigene Taufgottesdienste sind eine Möglichkeit, die wir Tauffamilien in Einzelfällen anbieten. Wir taufen auch weiterhin Menschen der verschiedenen Altersgruppen, so wie es von den einzelnen gewünscht wird.
Wir feiern in unserer regional zergliederten Gemeinde viele Gottesdienste je vor Ort, aber legen auch Wert darauf, dass wir zu bestimmten Gelegenheiten zentral zusammenkommen. Verschiedene Gruppen bereiten Gottesdienste vor und gestalten sie mit.
Unser gottesdienstliches Angebot ist trotz erfolgter Straffung in den zurückliegenden Jahren immer noch zahlen- und qualitätsmäßig groß und muss auch im Blick auf die Zukunft immer weiter überdacht, geprüft und weiter konzentriert werden.
Sowohl zentrale als auch regionale Angebote sollen weiterhin möglich sein, wobei zentralen Gottesdiensten bereits jetzt eine größere Rolle als bisher zukommt. Sie ermöglichen, mit weniger Hauptamtlichen auszukommen, Heizkosten zu sparen, Ressourcen zu schonen und das Bewusstsein zu stärken, eine Gemeinde zu sein. Sie werden voraussichtlich unser Zukunftsmodell sein, Ausnahmen eingeschlossen.
Nach den Gottesdiensten soll künftig immer, wo dies organisatorisch und zeitlich möglich ist, Gelegenheit zur Begegnung und zum Gespräch bei einer Tasse Kaffee oder Tee gegeben sein.
Da, wo Pfarrerinnen und Pfarrer durch folgende Gottesdienste zeitlich gebunden sind, übernehmen Presbyterinnen und Presbyter die einladende und begleitende Rolle, bringen sich ins Gespräch ein, geben Informationen über neue Entwicklungen, begrüßen Neuzugezogene und neue Gemeindeglieder, was ihre ehrenamtliche Funktion normalerweise sowieso umfasst.
5. Treffpunkt für die Verschiedenen
Unsere Gemeinde ist Treffpunkt für die verschiedenen Altersgruppen, macht spezifische Angebote für sie, führt die Generationen aber auch zusammen. Sie ist Treffpunkt für die unterschiedlichsten Menschen. Sie ist ein Ort zum Austausch, zur aktiven Auseinandersetzung, zum Ausruhen und Auftanken.
Als volkskirchliche Gemeinde haben wir es mit einer breiten Palette von Menschen zu tun, die allein durch ihre (formale) Kirchenmitgliedschaft als Glieder der Gemeinde ernst zu nehmen sind. Von daher haben wir als Gemeinde die Aufgabe, unseren Gemeindegliedern durch auf sie zugeschnittene Angebote Möglichkeiten zu bieten, auch aktiv ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden. Wir setzen dabei voraus, dass gerade Menschen in ihrer Verschiedenheit einander bereichern können. In Orientierung an Jesus Christus gilt es, sowohl den Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung als auch denen zum „Zur- Ruhe-kommen“ Raum zu geben. Vergewisserung und Engagement gehören zusammen, brauchen einander.
Neu in den Blick kommen die aus der Kirche Ausgetretenen. Wir machen die Erfahrung, dass sie nicht alle mit ihrem Austritt aus unserer Gemeinde verschwinden, sondern auf unterschiedliche Weise Kontakt halten oder ganz neu aufbauen: Sie kommen zu Gottesdiensten, unterstützen uns durch gezielte Spenden, bitten für ihre Kinder um die Taufe, engagieren sich hier und da sogar ehrenamtlich.
Im aktuellen Angebot unserer Gemeinde wird dem bereits in vielfältiger Weise Rechnung getragen, wie die folgende Bestandsaufnahme zeigt:
• Jugendliche: Mitarbeiterschulung, Jugendgottesdienste, Jugendfreizeit, Jugendgruppe, Projekte
• Mädchen: Mädchentag, Selbstverteidigungskurs, teils spezielle Angebote im Konfirmandenunterricht
• Jungen: Aktionen speziell für Jungen
• Familien: Familiengottesdienste, Krabbelgruppe, Familienfreizeit
• Erwachsene: Gesprächskreise, Chor, Gemeindestammtisch, Projekte (wie Fastengruppe „Sieben-Wochen-ohne“, Auszeit-Abende im Advent), Bildungs- oder Wanderreisen
• Männer: Ökumenischer Männerkreis
• Frauen: Gesprächskreis am Vormittag
• Ökumenische Ehepaare und Familien: Ökumenische Gottesdienste, Gesprächskreis und punktuelle Angebote
Der Anteil konfessionsverbindender Paare und Familien muss in unserer Gemeindearbeit weiter Berücksichtigung finden.
Wir verstehen alle Angebote als gesamtgemeindlich. Es muss immer wieder überprüft werden, ob hier und da eine stärkere Bündelung sinnvoll ist.
Die auf die nachfolgenden Generationen ausgerichteten Arbeitsbereiche sowie die hierfür eingerichtete hauptamtliche Stelle wollen wir bei allen Sparzwängen auf jeden Fall als Schwerpunkt erhalten.
Auch die Konzeption für die Kinder- und Jugendarbeit wird in regelmäßigen Abständen einer Revision unterzogen und bei Bedarf aktualisiert und weitergeschrieben. LINK
Rein zahlenmäßig stellt die ältere Generation einen großen Anteil unserer Gemeindeglieder. Ihr Anteil wird in Zukunft noch wachsen und einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit bilden.
Da es zunehmend „junge, fitte“ Senioren und Seniorinnen gibt, ist unser Angebot für sie in Zukunft differenzierter, teils auch anspruchsvoller zu gestalten. Dazu wäre über die Ehrenamtlichen hinaus eine ausgebildete Fachkraft (z.B. Sozialpädagoge oder -pädagogin, Diakon oder Diakonin) zumindest in Teilzeit wichtig.
Mit dem Fernziel, diese zu finanzieren, ist im Jahr 2009 die Stiftung für Seniorenarbeit „Lebens-Weise“ gegründet worden. Sie fördert bereits jetzt bestimmte Angebote wie Tagesausflüge und „Urlaub-ohne-Koffer“, die Anschaffung zum Beispiel seniorengerechter Spiele oder auch Fortbildungsmaßnahmen für Ehrenamtliche. Die Findung und Zurüstung von Ehrenamtlichen wird, da die Stiftung ihr Fernziel in absehbarer Zeit nicht erreichen dürfte, in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit erfordern.
6. Unser Gemeindeleben braucht vertraute Orte, um sich zu versammeln, muss sich aber auch immer wieder fragen, wo die Menschen sind
Um die gegenwärtige Situation der Kirchengemeinde Pfaffendorf richtig einordnen zu können, ist es wichtig, sich ihrer historischen Wurzeln bewusst zu bleiben.
Die Reformation Martin Luthers blieb nicht ohne Einfluss auf das Gebiet unserer Gemeinde. Bereits im Jahr 1532 trat das Augustiner-Eremiten-Kloster in Ehrenbreitstein zur Reformation über. Der Fürst-Bischof erstickte die Bewegung jedoch im Keim. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten sich wieder Anhänger der Reformation hier ansiedeln. Im Jahr 1899 kam es zur Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf, in deren Grenzverläufen sich bis heute die historischen Grenzen der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein erhalten haben.
Von Anfang an waren die Evangelischen auf der rechten Rheinseite auf der Suche nach einem „Kirchlichen Locale“ an dem Ort, an dem sie lebten. Der Bau der alten Kirche Pfaffendorf 1902 war der erste Höhepunkt in dem Bestreben, die „Kirche im Dorf“ zu haben. Sie war zunächst der zentrale Gottesdienst- und Versammlungsort für die gesamte Gemeinde. Durch sie erhielt die Gemeinde ihre Identität. Das macht bis heute ihre Bedeutung aus. Darüber hinaus ist sie – am Flussübergang zentral gelegen – wegen ihrer einfallsreichen Architektur und ihrer romantischen Orgel ein hervorragendes Zeugnis neogotischer Baukunst. Sie ist, wie jede unserer Kirchen, ein sichtbares Zeichen für Kontinuität und Festigkeit in allem Wandel.
Unsere Kirchen sind Orte, an denen wir uns unserer eigenen Identität als Christinnen und Christen und als Gemeindeglieder vergewissern können. Hier versammeln wir uns im offiziellen Raum um die tragenden und verbindenden Elemente Taufe, Abendmahl und Verkündigung. In gewisser Weise wird dadurch der Glaube vor dem Abdriften ins Private und Beliebige geschützt.
Nicht alles ist dabei rational zu erklären und zu begründen. Die Verbundenheit mit einer Kirche hat auch viel mit Gefühlen zu tun, mit dem allgemein menschlichen Bedürfnis nach Wiedererkennbarkeit, Heimat und Verlässlichkeit.
Mit wachsenden Bevölkerungszahlen entstanden ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts weitere Räume, in denen man als Teilgemeinde zusammenkommen konnte. Lange Zeit war das katholische Vorbild „ein Ortsteil – eine Kirche“ auch das evangelische Ideal. Auch die schwierigen topografischen Bedingungen – Berg und Tal – förderten den Wunsch nach Angeboten in jeweils unmittelbarer Nähe.
Sinkende Gemeindegliederzahlen und eine schwieriger werdende Finanzlage führten schon vor Jahren dazu, die Anzahl der Versammlungsorte kritisch zu hinterfragen und sich von einigen Immobilien zu trennen. Dieser Prozess wird uns in der näheren Zukunft weiter beschäftigen.
Wir werden die begonnene Anstrengung, Bezirksdenken zu überwinden und ein gemeinsame Gemeindeverständnis zu erreichen, fortsetzen, da wir mittelfristig eine Aufhebung der Bezirke planen. Es wird weniger parallele Veranstaltungen und häufiger, später vielleicht sogar generell, zentrale Gottesdienste für alle an wechselnden Orten geben.
Stabilität in allem Wandel sollen die drei Kirchen der Gemeinde geben.
Insgesamt gilt es, immer das gesamte räumliche Angebot der Gemeinde im Blick zu behalten, auch wenn darunter die Pfaffendorfer Kirche sowie das um 1830 von Lassaulx im rheinischen Synagogenstil erbaute Teehaus der Familie Mendelssohn (von der Gemeinde als Lutherkapelle genutzt) als historische Gebäude besondere Bedeutung für unsere Gemeinde haben und verpflichtendes Erbe sind, um dessen Unterhaltung wir uns bemühen:
Die Kirche Pfaffendorf ist ein zentraler Gottesdienstraum der Gemeinde, der darüber hinaus andere kulturelle Angebote genutzt werden kann. Nutzung und Unterhalt sollen nach Möglichkeit auch in Zusammenarbeit mit anderen Kulturträgern erfolgen. Im Teehaus, das die Gemeinde 1922 übernommen hat, geht es darum, das Andenken an die jüdisch-christliche Familie Mendelssohn zu erhalten, die dem Ort und den Gemeinden viele Wohltaten erwiesen hat. Auch hier sollen andere Kulturträger miteinbezogen werden.
Noch in den Anfängen steckt der Plan, die Lutherkapelle in andere Trägerschaft zu überführen. Hieran muss weitergearbeitet werden.
Außer der Kirche Pfaffendorf und der Lutherkapelle steht mittlerweile auch die Hoffnungskirche unter Denkmalschutz.
Die Stabilität, die mit der Bereitstellung von Versammlungsorten verbunden ist, ist jedoch nicht das alleinige Rezept für eine lebendige Gemeinde in unserer Zeit. Nur ein Bruchteil der zur Gemeinde zählenden Menschen findet den Weg manchmal oder öfter in eine der Kirchen oder eines der Gemeindezentren. Ein Großteil lässt sich von Angeboten nicht (mehr) erreichen.
Die positiven Erfahrungen der Coronazeit, gemeindliche Angebote auch an anderen Orten, gerade auch unter freiem Himmel machen zu können und dadurch sogar andere Menschen dafür interessieren zu können, sollen uns ermutigen, auch in Zukunft kreative andere Formen zu finden und zu wagen.
Mobilität ist gefragt, die nun nicht auf feste Versammlungsorte fixiert ist, sondern Menschen – auch gemeinde- und kirchenferne –, da aufsucht, wo sie sind. Was wir als Gemeinde zu bieten haben, muss unter die Menschen gebracht werden. Sie wollen angesprochen, aufgesucht, eingeladen werden. Mobilität ist hier in einem vielschichtigen Sinne gefordert, nicht nur räumlich. Ein wichtiger Aspekt sind Hausbesuche (s. Kapitel 1).
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist das Mittel, unsere Angebote bekannt zu machen. Der Gemeindebrief “Kontakte“ ist ein akzeptiertes und genutztes Medium, reicht aber nicht aus.
Wir müssen möglichst alle zur Verfügung stehenden Medien nutzen, um auf unsere Angebote aufmerksam zu machen.
Die Homepage wird derzeit neu aufgebaut und muss permanent aktuell gehalten werden.
Auch ist ein verstärkter Austausch zwischen den Gemeinden des Evangelischen Gemeindeverbandes Koblenz im Aufbau. In den Gemeindebriefen soll es eine feste Seite „Über den Tellerrand hinaus“ geben, auf der zu Veranstaltungen der anderen Gemeinden eingeladen wird.
Die Schaukästen werden zurzeit nicht besonders gestaltet, sind aber ein schnell zugängliches „Schaufenster“ für Vorübergehende. Bei allen Aushängen muss auf Aktualität und Übersichtlichkeit geachtet werden.
Die Pfarrstelleninhaber und -inhaberinnen werden häufig eingeladen, bei nicht-kirchlichen Ereignissen auf Orts- und Vereinsebene präsent zu sein. Darin liegt die Chance, sich als Kirche und Gemeinde ins Bewusstsein zu bringen und sich denen anzubieten, die im kirchlichen Rahmen nicht anzutreffen sind. Da nicht alle Termine von den Pfarrern und Pfarrerinnen wahrzunehmen sind, sollten Einladungen an Presbyter und Presbyterinnen weitergeleitet werden, die dann unsere Gemeinde offiziell vertreten.
7. Unsere Gemeinde ist kein Elfenbeinturm, sondern hat die Aufgabe, wenn nötig, den Finger in die Wunde zu legen und sich für Schwache und Ausgegrenzte zu engagieren
Unser Horizont endet nicht an den Kirchenmauern. Wir nehmen wahr, was um die Gemeinde herum passiert.
Wir wollen „den Finger in die Wunde“ legen. Wir erheben unsere Stimme, wenn wir Fehlentwicklungen wahrnehmen, fordern notwendige Veränderungen ein. Wir setzen uns dafür ein, dass Schwache und Ausgegrenzte gestärkt und integriert werden. Unsere Gemeinde will in der Lokalpolitik sichtbar sein und vertritt engagiert christlich-diakonische Haltungen. Gerade auch unsere Jugendarbeit befähigt junge Menschen, entsprechende Positionen zu entwickeln und zu vertreten.
Wir sehen auch unsere Verantwortung für Umwelt und Klima. Unser Ziel ist Klimaneutralität von Gebäuden und Veranstaltungen. Bei unseren Außenanlagen bemühen wir uns um Biodiversität und Klimagerechtigkeit. Bei Ausstattung und Verbrauchsmitteln achten wir auf Nachhaltigkeit.
Mit personellen und baulichen Ressourcen gehen wir verantwortlich um und stellen im Bedarfsfall auch anderen unsere Ressourcen (z.B. Räume) zur Verfügung.
Im Zuge der Flüchtlingsbewegungen ab 2015 ist der Anteil der Bevölkerung aus anderen Kulturkreisen deutlich angestiegen. Wir haben unsere Verantwortung ihnen und der Gesamtgesellschaft gegenüber wahrgenommen, die „Willkommenskultur auf der rechten Rheinseite“ (WiRR) mit gegründet und in vielfältigen Integrations- und Hilfsangeboten umgesetzt. Die Erfahrungen aus diesem Engagement können bei Bedarf wieder in konkrete Maßnahmen einfließen.
Wir machen es uns grundsätzlich zur Aufgabe, aufmerksam Entwicklungen vor Ort zu verfolgen und gegebenenfalls notwendige Aktivitäten zu entwickeln. Unabhängig von akuten Praxisfeldern wollen wir diese Seite christlichen Selbstverständnisses und gesellschaftlichen Engagements verstärkt im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, im Internet und in unserem Gemeindebrief „Kontakte“ deutlich machen, ins Gespräch bringen und im Gespräch halten.
Stand Juni 2024